3-21. Szene                                                                                                                                                                        Ordinationszimmer in Berlin

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Gymnasialprofessor Heinrich Molenaar / Patient

Professor Molenaar (zum Patienten): Ja, Sie sind herzkrank. Da haben Sie kaum Aussicht, für tauglich befunden zu werden. Ne' schöne Geschichte. Nu sehn Sie, das kommt vom Rauchen! Trotz aller Verbote des Ober-kommandos in den Marken wird fortgeraucht.

                Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir durch das unmäßige Rauchen im Allgemeinen und das vorzeitige Qualmen der Jugendlichen im Besonderen bis jetzt mindestens zwei Armeekorps in diesem Kriege eingebüßt haben. Es ist erschreckend, wie viele Männer in verhältnismäßig jungen Jahren herzkrank sind und dadurch dem Heeresdienste, der Ehe und der Fortpflanzung entzogen werden. Im Interesse unseres Heeresersatzes wäre ein Verbot des Rauchens bei uns dringend erwünscht. Ob der Tabak im Kriege selbst, etwa bei Sturm-angriffen, mehr nützt als schadet, bleibe dahingestellt, so viel ist aber sicher, daß Hunderte, wenn nicht Tausende von Nichtrauchern die Strapazen des Felddienstes ebenso gut ausgehalten haben wie die Raucher.

                Hat man doch auch Jahrtausende lang Krieg geführt, ohne den Tabak zu kennen. Nu also, warum ist's denn damals gegangen? Was jetzt auf den Schlachtfeldern für'n Rauch ist, das ist nicht zu sagen! Muß das sein? Es ist bekannt, daß hervorragende Heerführer, wie der (General) Graf von Haeseler, Conrad von Hötzendorf und (Generalfeldmarschall August von) Mackensen (der Flügeladjudant Wilhelm II.) ausgesprochene Tabakgegner sind. Und haben sie die Strapazen des Felddienstes nicht ebenso gut ausgehalten wie die Raucher? Ich denke da an (Generalstabschef) Falkenhayn, (General der Infantrie) Boroevic und (Generalfeldmarschall) Hindenburg. Durch den Tod fürs Vaterland werden erfahrungsgemäß viele junge Leute dem Heeresdienste entzogen, weshalb es gerade im Interesse des Heeresersatzes wie der demselben dienenden Fortpflanzung sehr zu beklagen ist, daß die Unsitte des Rauchens ein Übriges tut.

                Sie junger Mann haben sich ein Herzleiden zugezogen, weshalb Sie kaum Aussicht haben dürften für tauglich befunden zu werden. Nehmen Sie sich das nicht zu Herzen. Es kann sich ja bessern. Kriege wirds immer geben. Freilich scheint auch ihre Lunge nicht in Ordnung zu sein. Atmen Sie auf! (Er horcht.) Nee, nich zu machen. Höchstens für die Etappe. 20 Em sind Sie schuldig.