3-35. Szene Berliner
Vortragssaal
(Anm. Richard
Dehmel war ein deutscher Lyriker und Rezitator, der sich 1914 (trotz seines
fortgeschrittenen Alters von 51 Jahren) als Kriegsfreiwilliger meldete und an
der französischen Front eingesetzt wurde. Noch kurz vor Kriegsende beantragte Dehmel, den Karl Kraus einen vom 1.
Weltkrieg »hingerissenen Schwachkopf nannte, seine erneute Versetzung an die
Front, verfasste einen Aufruf zur Fortsetzung des Krieges und rief zum Kampf
bis zum Äußersten auf.)
Dichter Richard Dehmel,
Rufe
Der Dichter:
– Und ob
jeder Schritt über Fleischfetzen steigt,
Kartätschen
und Stacheldraht:
Die befohlene
Linie wird erreicht –
Schwatzt nicht
von Heldentat!
Wir tun unsre
Pflicht, das genügt.
(Rufe: Jawoll!)
– Über
Kampfbefehle, jäh belebende,
Schmettern die
Geschütze ihre schwebende
Sphärenmusik.
(Rufe: So ist es!)
–
Marsch marsch, ruft Gott, schützt euer Land,
Schützt eurer
Kinder Vaterland!
(Lebhafter Beifall.)
–
Unsre grauen Kähne
Haben weiße
Zähne.
Die blitzen
los auf jeden Schuft,
Der nach des
Kaisers Flagge pufft,
Unterm
deutschen Himmel.
(Stürmischer Beifall.
Bravo-Rufe.)
Der Kaiser,
der die Flotte schuf,
Der steht mit
Gott im Bunde –
(Rufe: So ist es!)
Denn das ist
Deutschlands Weltberuf:
Es duckt die
Teufelshunde.
Unsre blauen Jungen
Haben rote
Zungen;
Die zischen
durchs Kanonenrohr,
Dann fliegt
der Feind durchs Höllentor
Unterm
deutschen Himmel.
(Stürmischer Beifall.)
–
Sprung! Vorwärts marsch! Heraus aus dem Bau!
Durch! Durch!
Knirscht's, knattert's im Drahtverhau,
Und Lerchenjubel
im Blauen.
Nur hurra,
hurra! schweig, Wehgekreisch!
Marsch marsch,
blankes Eisen, ins Feindesfleisch!
Und
Lerchenjubel im Blauen.
(Donnernder Beifall.)
–
Kriegsgenossen, laßt uns singen:
Sei geheiligt,
Graus auf Erden!
(Nicht endenwollender
Beifall. Rufe: Hoch Dehmel!)
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